25 Jahre "Republik freies Wendland"

03.05.2005 Am 3. Mai 1980 besetzten 5000 Atomkraftgegner die Bohrstelle 1004 in der Nähe von Gorleben und gründeten die Republik freies Wendland. Auf dem Gelände sollten Probebohrungen stattfinden und ein Endlager für radioaktiven Müll entstehen. Die Wendlandrepublikaner verlangten das Ende der Bohrungen und die Veröffentlichung der bisherigen Ergebnisse. Sie stellten sich mit gewaltfreiem und kreativem Widerstand gegen die Atomkraft.

Am Eingang gab es einen Grenzbaum und ein Wachhäuschen. Jeder Bürger erhielt einen Paß für zehn Mark, meinen besitze ich noch immer, auf dem Foto habe ich noch lange Haare.

Ich kann mich bestens an das Hüttendorf erinnern. Da gab es ein Freundschaftshaus, die Gemeinschaftsküche und ein Meditationshaus. Die Solarduschen waren in simpelster Ausführung und selbst wenn die Sonne knallte, gab es nur sehr kurz lauwarmes Wasser. Die Hütten waren etwas in den Boden reingebaut und hatten Holz und Moos zur Wärmedämmung. Wir hatten Schweine hinter den Hütten, die wir mit Lebensmittelabfällen gefüttert haben. Und dann gab es noch den Thingplatz für Diskussionen und Musik. Überall wurde gebaut, gehämmert und gesägt, das Material bekamen wir von den Einheimischen. Wir hatten ein freies Radio, eine Fahne und ein Wappen.

Es war eine wunderbare Zeit, ein Ort, wo man alles denken und fragen durfte. Leider konnte ich nicht immer dort sein, ich musste meinen Zivilrechtschein für das Jurastudium machen und so bin ich gependelt zischen Berlin und Gorleben. Nach 33 Tagen hat die Polizei unsere Idylle geräumt, aber die Geschichte gibt uns recht: ein Drittel des Atomausstieges ist 25 Jahre später geschafft.