Vor dem Volksentscheid zum Tempelhofer Feld

Tempelhof-Schöneberg für „Dritten Weg“

 

Bezirksverordnetenversammlung folgt grünem Antrag für behutsame und ökologische Bebauung

In der Auseinandersetzung um das Tempelhofer Feld hat sich die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg zwischen den Fronten von Senats-Bebauungsplan und dem von der Initiative „100 Prozent Tempelhof“ geforderten Bebauungsverbot für den „Dritten Weg“ ausgesprochen. Damit folgte das Kommunalparlament einem von der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen eingebrachten Antrag, wonach sich nun auch das Bezirksamt gegenüber dem Senat für diesen „Dritten Weg“ stark machen soll.

Vor dem jetzt anstehenden Volksentscheid, bei dem nach bisherigem Stand nur die Wahl zwischen Senats-Masterplan und Bebauungsverbot möglich ist, sei eine Willensbekundung des unmittelbar betroffenen Bezirkes sehr wohl bedeutsam, erklärte Jörn Oltmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Oltmann: „Der Senat muss als Ergebnis des Volksbegehrens und der bisherigen Diskussionen zur Kenntnis nehmen, dass sein Masterplan auf große Vorbehalte in Bevölkerung stößt, dass auch viele Sozialdemokraten dagegen ihre Bedenken haben.“ Das Tempelhofer Feld könne als „Juwel Berlins“ nur im Rahmen eines gesellschaftlichen Kompromisses entwickelt werden. An dem müsse aber auch die Bürgerinitiative „100 % Tempelhofer Feld“ mitwirken, statt bei ihrer Verweigerungshaltung zu bleiben.

Hintergrund:

Ziel des verabschiedeten Antrages: An den versiegelten Rändern des Tempelhofer Feldes sollen in der Höhe des Tempelhofer Dammes Wohnhäuser  entstehen, deren kleine und mittelgroße Wohnungen bei einer Nettokaltmiete von sechs bis acht Euro pro Quadratmeter auch für junge Familien erschwinglich sind. Dabei orientieren sich diese zu dem freien Feld hin ausgerichteten Häuser an den Höhen der Flughafengebäude, bleiben auf fünf Stockwerke begrenzt. Diese aufgelockerte Bauweise macht nach Überzeugung der Grünen das Tempelhofer Feld zu einem attraktiven Wohngebiet für eine sozial gemischte Mieterschaft. Dagegen steht die vom Senat gewollte dichte Blockbebauung.

Bündnis 90/Die Grünen sind zudem der Auffassung, dass eine Landeszentralbibliothek im Flughafengebäude untergebracht werden muss. Das dies baulich nicht einfach wird, ist auch den Grünen klar, aber angesichts der von der Senatsbaudirektorin Regina Lüscher vermeldeten 350 Mio Neubaukosten, der fehlenden Finanzierung für den Neubau und der unterfinanzierten Sanierung des Bestandsgebäudes, sollte man auch hier einen sinnvollen Kompromissweg gehen. Die bisher für die ZLB vorgesehene Fläche kann für  Wohnungsbau genutzt werden.

Neben einer moderaten und ökologischen Randbebauung für Wohnungen und Gewerbe  sieht der von der BVV verabschiedete Antrag vor, dass die Lande- und Abflugbahnen des einstigen Flughafens weiterhin von allen genutzt werden können, dass das Feld auch künftig als Berlins größter Spielplatz für Jugendliche und Erwachsene dienen soll. Dazu müsse die positive Wirkung des Feldes auf das gesamte Berliner Stadtklima erhalten bleiben, sind die vorhandenen Brutgebiete von Lerchen und anderen bedrohten Arten unbedingt zu schützen.

In der Diskussion um den Antrag äußerten die CDU-Vertreter weitgehende Übereinstimmung mit den grünen Vorstellungen. Bemängelt wurde von den Christdemokraten allerdings, dass der Antrag zu spät käme, um die Entscheidung noch zu beeinflussen, weswegen sie sich bei der Abstimmung enthielten. Die SPD hatte den Antrag abgelehnt, weil die Entscheidung über das Tempelhofer Feld Angelegenheit des Abgeordnetenhauses und des Senats, nicht des Bezirkes wäre. Für den Antrag hatten neben den Grünen Teile der Piraten gestimmt, während sich die Linke wie die CDU enthielt.